Brunnen in Betrieb nehmen

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Emil60
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Brunnen in Betrieb nehmen

Beitrag von Emil60 » Fr 23. Jun 2023, 17:31

Hallo,

ich habe vor einigen Jahren einen Brunnen bohren lassen und möchte diesen jetzt in Betrieb nehmen.
Das blaue Brunnenrohr hat einen Innendurchmesser von 102 und einen Außendurchmesser von 113 mm

Der Brunnen ist 35 m tief und hat von oben nach unten folgenden Aufbau:
17 m Vollwandrohr
12 m Schlitzrohr
4 m Vollwandrohr
2 m Schlitzrohr

Das Wasser steht bei ca. 5 m unter OK Gelände

Ich habe eine ca. 1 m tiefe Brunnenstube aus Schachtringen gebaut.
Von dort habe ich ca. 10 m Leerrohr (KG-Rohr DN 100) in 80 cm Tiefe bis in meinen Keller verlegt, dort sollen die Leitungen hinein.

Der Brunnen soll zur Gartenbewässerung und für die Toilettenspülung genutzt werden.
Die oberste Abnahmestelle liegt ca. 7 m über OK Gelände

Ich habe dazu folgende Fragen:

Frage 1:
Welche Tiefbrunnenpumpe würdet ihr empfehlen?
Ist z. B. die Grundfoss SQE 3-65 mit Konstantdruckpaket eine Möglichkeit?
Falls möglich, hätte ich es natürlich gerne preislich günstiger, ich lege aber Wert auf gute Qualität.

Frage 2:
Was muss ich beachten, wenn ich eine Steigleitung kaufe?
Ist ein PE Rohr mit 32 mm Außendurchmesser und 3 mm Wandstärke richtig?

Frage 3:
Welches Halteseil würdet ihr empfehlen?

Frage 4:
Auf welcher Höhe soll die Pumpe hängen?
Unterkante Pumpe bei 3 oder 4 m über Brunnenboden?

Frage 5:
Fall ich einen Druckbehälter im Keller einbaue, kann ich dann Wasser nur hinter dem Druckbehälter entnehmen, oder könnte ich auch schon in der Brunnenstube eine Entnahmestelle einrichten?

Ich freue mich auf eure Antworten.

Viele Grüße

Emil
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Thoralf
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Re: Brunnen in Betrieb nehmen

Beitrag von Thoralf » Sa 24. Jun 2023, 13:13

Hallo Emil,

willkommen im Forum!

Zu Frage 1:
Die SQE hat meines Wissens noch keiner im Forum. Anders als eine Drehstrompumpe mit vorgeschaltetem Inverter hat sie (soweit ich das verstanden hatte) eine interne Drehzahlregelung. Ist sozusagen der Nobelhobel unter den Pumpen. Sanftanlauf ist u.a. auch mit dabei, zur Schonung des Motors. Der Motor ist kein Asynchronmotor, sondern ein Permanentmagnetmotor. Die Drucksteuerung erfolgt über ein separates Steuerteil, das im Paket dabei sein müsste. Dieses Steuergerät (CU 301) erlaubt die Konstantdruck-Einstellung in Schritten von 0,5 bar. (Schöner wäre 0,1 bar Schrittweite, aber man kann nicht alles haben. :) Für den Normalfall sollte das auch reichen, wichtiger und komfortabler als der auf 0,1 bar genaue Druck ist dessen Konstanthaltung. (Es könnte Steuergeräte mit 0,1 bar Schrittweite geben, möglicherweise das R100, aber damit kenne ich mich überhaupt nicht aus, da müsstest Du bei Grundfos oder einem kompetenten Händler fragen)
Wenn Du die SQE installierst, berichte bitte im Tiefbrunnenpumpenbereich über Deine Betriebserfahrungen.

Die Kennlinie zum online reinklicken findet Du unter https://product-selection.grundfos.com/ ... 2130913690 Du kannst dort unter "Betriebspunkt" Deine statischen 5 m anklicken (bzw. 12 m, wenn Du die Förderhöhe nach oben noch berücksichtigen willst. Dann kannst Du schauen, ob die Pumpe Deine Anforderungen an Druck/Fördermenge erfüllt. Wenn Du bei Kennlinientyp "P2" auswählst, bekommst Du die Leistungswerte angezeigt (leider nicht P1 = elektrische Leistung)

Zu Frage 2:
1" = PE 32 sollte reichen. Aber schau sicherheitshalber mal in den Druckverlustrechner. Hängt auch von Deiner Leitungslänge ab.
Mit ausreichend großem Querschnitt kann man am einfachsten Pumpleistung und Energie sparen.

Zu Frage 4:
Pumpentiefe: ca. 1 m über dem obersten Filterrohr.
Zwischen die beiden Filterstrecken ist nicht zu empfehlen. Im ungünstigsten Fall strömt aus der unteren Filterstrecken zu wenig Wasser am Motor vorbei und verringert damit die Motorkühlung.

Zu Frage 5:
Der Druckbehälter sollte zum Konstantdruckpaket dazugehören. Bei diesem Pumpentyp benötigst Du nur einen recht kleinen DB.
Wenn Du an der Pumpe ein Rückschlagventil dran hast, dann gehört alles danach zum druckgeregelten Bereich der Förderstrecke. Du kannst also auch an der Pumpenstube einen Wasserhahn an die Förderleitung anschließen. Das gilt auch, wenn Du keine geregelte Pumpe hast, sondern eine mit Druckschalter.

Frage 3 lasse ich offen. Vielleciht kann ein anderer was schreiben. (Üblicherweise gibt es dafür Edelstahlseile, oder?)

LG
Thoralf
Der Elektroingenieur in mir meint: "Wasser braucht Strom" 8-)
Meine Projekte gibt es auch in meinem Blog:
https://blende-acht.blogspot.com/search/label/Brunnen
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Emil60
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Re: Brunnen in Betrieb nehmen

Beitrag von Emil60 » Di 27. Jun 2023, 18:27

Hallo Thoralf,

vielen Dank für deine ausführlichen Antworten.

Könnte man auch Folgendes bauen?

Eine relativ günstige Pumpe mit einem Ausdehnungsgefäß kombinieren und das Ganze so einstellen, dass der Druck im System immer oberhalb des größten Druckes liegt, den man maximal an einer Abnahmestelle haben will.
Dann mehrere Abnahmestellen einbauen und diese jeweils über einen Druckminderer nach oben abregeln.

Dann hätte man an jeder Abnahmestelle einen konstanten Druck.

Oder mache ich einen Denkfehler?

Viele Grüße

Emil
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Thoralf
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Re: Brunnen in Betrieb nehmen

Beitrag von Thoralf » Di 27. Jun 2023, 23:15

N'Abend Emil,

grundsätzlich müsste das gehen.
Ich habe keine Ahnung von Druckminderern und habe mal im DVGW Arbeitsblatt W 335 "Regelarmaturen zur Druck-, Durchfluss- und Niveauregelung in Wasserversorgungsanlagen" nachgeschaut. Dort steht für nicht vorgesteuerte Druckminderer: "Nicht vorgesteuerte Druckminderventile sind Proportionalregler, die Stellgröße verändert sich proportional zur Regelgröße. Das heißt: bei steigendem Durchfluss fällt der Ausgangsdruck abhängig von der Federkennlinie ab (siehe Bild). Nicht vorgesteuerte Druckminderventile werden deshalb in der Regel nur dann eingesetzt, wenn sie relativ groß dimensioniert werden können, so dass die Fließgeschwindigkeit in der Regel 2 m/s nicht überschreitet." D.h. einen völlig konstanten Druck bekommst Du auch mit Druckminderer nicht hin.

Bild

Ich las auch irgendwo was von erlaubteb max. 5 m/s. Und auch ein v_min spielt eine Rolle, weil bei kleinen Durchflüssen die Regelung schwingen kann. Es ist schon etwas spät für mich zum genau rechnen, aber als ich vorhin mal mit 1" Querschnitt und 1 m³/ h rechnete, also mit 1 m³/ 3600 s = 2,77 × 10^-4 m³/s und das durch π/4 × (0,0254 m)^2 = 0,000503 m² dividierte, kam ich auf 0,55 m/s. Bei 3/4" wäre das schon 1 m/s. Aber rechne das besser mal selbst nach.

Die üblichen Druckminderer mit Feder und Handrad sind nicht vorgesteuerte Druckminderer. Vorgesteuerte Druckminderer sind komplizierter aufgebaut, mit einer extra Leitung von der Niederdruckseite zu einem weiteren Druckregler und weiteren Regelventilen. Hab deren Funktion nicht ganz verstanden. :)

LG
Thoralf
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