monatelang war ich passiver Leser dieses Forums. Immer wieder schickte mich die Suchmaschine meines Vertrauens hierher. Dank vieler Anregungen bin ich mit dem Projekt Brunnen weit gekommen. Leider ist nun gerade "game over" und ich bin mit meinem Latein am Ende.
Vorweg: da ich den Aufwand des all-jährigen Montierens/Demontierens eines Hauswasserwerkes scheute und da hier nirgends so richtig Platz für eine sinnvolle Installation eines solchen vorhanden ist, entschied ich mich für eine Platzierung einer Tiefenbrunnenpumpe. Also den Brunnenbauer meines Nachbarn angerufen (dort verlegte er einen Rammbrunnen) und der hat mir das typische blaue 4" PE-Rohr im Spülverfahren in den Boden gesetzt. Das War im Spätsommer letzten Jahres.
Die Brunnenbauer hielten ihre 3"-Grundfos rein, die den Brunnen binnen 1-2 Minuten leer lutschte. Die Fachmänner meinten, ich solle mir eine Pumpe einsetzen, die nicht mehr als 2500 l/h Förderleistung bringt. Auf keinen Fall soll ich mir so eine leistungsstarke Grundfos holen (mit der hatte ich zugegeben geliebäugelt), wie sie die hatten und die 4500 Liter/Stunde schafft. Sie boten mir an, mir eine Installation mit Schieber zu verlegen und alles so zu drosseln, dass die Pumpe nicht leer läuft. Da die beiden Herren allerdings sehr unsympathische und äußerst unangenehme Typen waren (zum Ende wurden sie immer pampiger), war ich froh, als sie mein Grundstück wieder verließen.
Das Rohr hat 10 Meter, davon 2 Meter Filterstrecke. Anfangs schauten etwa 20 cm aus dem Boden raus. Nachdem ich drumherum eine etwa 50 cm tiefe Vertiefung gebuddelt habe, steht das obere Ende des Rohres etwa 40 cm unter der Erdoberfläche. Der Wasserstand liegt bei etwa 4-5 Meter unter der Brunnenrohroberkante. Das Rohr sitzt etwa 2,5 Meter von der Hauswand und etwa 2 Meter von der Garagenwand entfernt (Garage steht im 90°-Winkel zum Haus)
Als Pumpe entschied ich mich für die Agora-Tec® AT- 4" 500 W. Die Pumpe kam an und alles klappte wie gewünscht. Hinter der Garagenwand installierte ich den Druckschalter, den Sandfilter, das Rückschalgventil (die Kappe in der Pumpe entfernte ich, sodass ich im Winter nur zwei Wasserhähne öffnen muss und das Wasser komplett zurückläuft und ich den Frost nicht fürchten muss), Manometer, Außenabgänge und die Elektrik.
Bis zu den Außenhähnen ist alles auf 1" ausgelegt.
Die Pumpe sollte ich laut Aussage der Brunnenbauer etwa 30 cm über dem Grund einhängen. Mich wunderte es etwas, glaubte ich doch, etwas anderes gelesen zu haben, tat aber wie von den Fachmännern angeraten. Von der Pumpe zum Brunnenkopf verläuft ein 1"-Steigrohr und die Pumpe ist noch mit einem stabilen 3 mm Draht gesichert.
Damit wäre meine Installation hoffentlich detailliert genug beschrieben.
Nun zu den Problemen:
1. Die gesamte Installation machte derbe Vibrationen, welche sich sogar bis ins Haus übertragen (hinter der Außenwand liegt das Wohnzimmer - ätzend war das). Da ich vor dem Einsetzen der Pumpe sehen konnte, dass das blaue PE-Rohr nicht 100% im Lot nach unten verläuft (geschätzt 1-2 Grad schräg. Beim Messen des Wasserstandes war schnell zu sehen, dass mein Lot nach 2 Metern Tiefe nur noch am Rand des PE-Brunnenrohres entlang rutschte) und nach etwa 5 Metern sogar nochmals einen leichten Knick macht, schob ich die Vibration auf eine am Rohr anliegende Pumpe.
2. Die Druckleistung der Pumpe war vom ersten Tag an seltsam. Max. 8 bar heißt es in der Beschreibung. Ich hatte nur 1-2 Wochen knapp 4 bar, dann fiel der Druck schnell auf 2-2,3 bar. Die Versenkregner schafften nie die Reichweite, wie ich sie mir vorstellte. Ich vermutete später , dass der Stator wegen des vielen Sandes in der Anfangsphase zu schnell verschlissen sein könnte. Daher wollte ich dieses Jahr im Frühjahr den Stator tauschen bzw. zumindest erst einmal inspizieren.
Geht nicht. Ich bekomme die Pumpe nicht hoch. Sie hängt derart fest, dass sie sich offenbar keinen Millimeter bewegen lässt. Da die Pumpe samt Steigrohr präzise ausgemessen im Rohr hängt, bekomme ich nicht einmal den Brunnenkopf über den Rohrrand hinweg. Der Kopf ist ja etwa 3-4 cm hoch. Ich kann maximal 1-2 cm dran ziehen, mehr geht nicht. Nach einem Anruf beim Brunnenbauer meinte der, ich solle versuchen, die Pumpe mit einem Wagenheber zu ziehen. Gesagt, getan. Nach 20 Sekunden war das Seil gerissen. Glücklicherweise direkt über der Pumpe. Also konnte sich nichts vom Seil weiter zwischen Pumpe und Rohr legen.
Dann kaufte ich eine Endoskopkamera (hat zugegeben 4 Anläufe gebraucht, bis ich eine fand, bei der IP67 bzw. IP68 nicht nur drauf stand, sondern die es auch einhielt). Zu sehen ist deutlich, dass die Kabelführung sehr dicht am Rohr anliegt und vermutlich an der horizontalen Schlitzung verhakt ist. Daher kaufte ich mit Stahlrohre, welche ich mit M10 Gewindestangen verband. Die unterste Gewindestange flachte ich mit einer Flex ab, in der Hoffnung, damit hinter die Kabelführung der Pumpe zu kommen und diese wegzuhebeln.
Da das obere Ende der Pumpe ja bei etwa 9 Meter hängt, ist der Weg sehr weit und das Hantieren mit Kameraschlauch und Stahlrohre sehr schwer. Irgendwie klappte es aber, dass ich zumindest auf die Kabelführung kam. Abhebeln? Fehlanzeige. Absolut nicht möglich. Auf der gegenüberliegenden Seite kam ich mit dem 10 mm Rohr immerhin knapp zwischen Pumpe und Rohr.
Bilder:
Kabelführung direkt am PE-Rohr anliegend...



Hat sich die Pumpe verkantet?! Gegenüber der Kabelführung ist eigentlich reichlich Platz

Seil gerissen - am Pumpenkopf ist alles dran und das Seil steht nach oben..


Der Stummel steht steil nach oben - also ist nichts zwischen Pumpe und Rohr gefallen...

Fragestellung:
1. Wenn ich es im Nachhinein hier im Forum und anderswo richtig verstanden habe, kommt die Pumpe niemals in die Filterstrecke, wie die beiden alten Deppen es mir weismachten. Ich vermutete eine eingequetschte Pumpe wegen des starken Sogs der Pumpe am Rohr und somit ein wie eine Blechdose zusammengezogenes Rohr. Die Kamera zeigte mir, dass dies nicht der Fall zu sein scheint.
2. Hat jemand eine Idee, wie ich die Pumpe doch noch bergen könnte? Meine Idee wäre als nächstes, das Steigrohr direkt unter dem Brunnenkopf abzusägen und im Steigrohr mit etwas einzutauchen, dass sich im Pumpenkopf aufklappt und mit einem diesmal wirklich dicken Draht die Pumpe heben könnte. Doch was am besten?
Ich fürchte, wenn ich mit einem Hilfsmittel direkt am PE-Steigrohr ziehe, wird es unten am Pumpenkopf aus dem Messinganschluss reißen.
3. Wegen der schlechten Druckleistung vermutete ich auch schon eine Verdichtung des Erdreichs rings um die Filterstrecke bzw. in unmittelbarer Höhe der Einsaugstelle der Pumpe (etwa in der Mitte). Gemessen schaffte die Pumpe zum Schluss maximal 850 Liter/Stunde (unser Hauswasser-Außenhahn macht erstaunlicherweise auch nur ca. 1000 Liter/Stunde. Also habe ich die Kamera direkt über dem Wasserstand gehalten. An diesem Tag waren es fast 5 Meter unterhalb des Brunnenkopfes. Pumpe an und zack, war das Wasser weg. Es rauschte binnen 2 Sekunden schätzungsweise 1 Meter ab. Fast genauso schnell kam es aber auch wieder hoch. Und: über den vorherigen Stand hinaus. Kamera nach oben gezogen. Nun fast 1 Meter höher als vorher und blieb auch so für mindestens 5 Minuten stehen.
Könnte die Filterstrecke demnach noch ok sein? Heißt: könnte es sich den Brunnen zu retten noch lohnen?
4. Könnte es sein, dass feiner Schlamm die Pumpe so fest umschlossen hat, dass sie sich nicht mehr ziehen lässt? Auf einem der Videos sieht man, dass zumindest bis zur Einsaugstelle der Pumpe alles frei ist. Also wären es maximal ca. 30cm, welche im Schlamm steckten. Sollte das schon reichen?
Fazit:
Es wäre verdammt hart, 450€ (Brunnenrohr mit Bohrung) in den Sand gesetzt zu haben. Die Pumpe selbst ist mir dabei fast egal. Die kann man ja relativ schnell ersetzen. Aber nicht das Rohr.
Ich danke vielmals für Gedankenanstöße von euch Profis.
Beste Grüße
Remo