Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich

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DerHagen
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Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Beitrag von DerHagen » Mi 18. Sep 2019, 21:53

Hallo,

ich bin gerade mit meinem Brunnenbauprojekt in der Lausitz beschäftigt. Ich habe mir bereits vor 10 Jahren einen Brunnen bohren lassen, der knapp 10m tief ist und sehr sauberes Wasser liefert. Leider allerdings auch nur ca. 600l/h. Da es hier immer trockener wird und ich ein großes Grundstück habe, reicht das nicht mehr aus.
Wir sind hier in einer Braunkohleregion mit viel feinem Sand und Lehm. Eigentlich gibt es nur (Feinsand) Sand, Lehm und ab ca. 30m Braunkohle. Es gibt einige Leute mit Brunnen in der Umgebung, teilweise auch mit Ocker/Eisen Problemen, speziell wenn die Brunnen etwas tiefer sind (>10m) und wahrscheinlich die tieferen Wasserschichten dort nicht so sauber sind.
Durch Erdwärmebohrungen kenne ich in etwa die Erdschichten. Zunächst ist überall Feinsand, dann kommen immer wieder Lehm/Letteschichten. Bei ca. 10m kommt eine mittelsandige Schicht - dort wollte ich mit meinem Filterbereich hin und auf 12-14m Gesamttiefe kommen.

Das ganze wollte ich mit möglichst einfachen Mitteln als Eigenbau realisieren. Also habe ich folgendes besorgt:
- Brunnenrohr DN100, davon 10m Vollrohr und 4m Filterrohr Schlitzweite 0,3mm + 0,5m Sumpfrohr
- Kiespumpe 90mm
- Erdbohrer 150mm
- Holzzange

Dazu ein selbstgebautes Gestell, Umlenkrolle, Seil etc.

Dann losgelegt, mit dem Erdbohrer auf ca. 3,5-4m gebohrt, bis der Boden einfiel und dann mit dem Plunschen begonnen. Das lief recht gut. Ab und zu hatte ich ganz schön zu tun, die Kiespumpe nach oben zu bekommen, weil diese sich im Feinsand festgesaugt hatte. Mit einem Kettenzug war das dann aber auch kein Problem. Nach ca. 6m verfärbte sich das Bohrmaterial langsam und von der Haptik merkte man, das es langsam lehmig wurde. Die Holzzange hatte ich da nur minimal mit ca. 30KG beschwert. Beim heraufstellen sackte das Rohr dann einmal stärker ab, wo ich dann begann die Auflast zu erhöhen. Ich bin dann auf ca. 150KG gegangen und habe zuätzlich selbst oder meinen Helfer drauf stehen lassen. So lief das ganze dann noch ca. bis 7,5m. Dann bewegte sich nichts mehr. Die Kiespumpe förderte jetzt aber auch nur wenig Material und teilweise Lehmbrocken von ca. 2cm. Also immer weiter gemacht und gehofft, das es mal wieder weiterutscht. Zu zweit auf dem Rohr gestanden, also fast 300KG Auflast gehabt, aber nichts passiert. Dann einmal Tiefe nachgemessen und festgestellt, dass wir bei 8,5m sind. Also schon 1m unter dem Rohr. Puh - Glück gehabt, dass die Kiespumpe sich nicht verkeilt hat war der erste Gedanke. Der nächste war - wie weiter?
Also einmal versucht die Rohrtour zu ziehen - aber die sitzt fest. Man kann das Rohr mit Kraft zwar drehen, aber ohne größere Gewalt ging das auch nicht. Mit 2 Wagenhebern konnte man das dann wieder ca. 20-30cm anheben. Nach unten rutschte es aber nicht mehr. Die Tiefe blieb aber weiter bei 8,5m, weshalb ich denke, dass es da unten ziemlich kompakt ist.

Jetzt ist wieder immer guter Rat teuer :D
Da ich normales Brunnenrohr verwende, gibt es eine Wulst, die sicherlich kontraproduktiv für das "Rutschen" ist. Meine erste Idee war es noch einmal die Rohrtour zu ziehen und "beweglicher" zu machen, also ein paar mal zu drücken um das Loch etwas größer zu machen. In anderen Threads habe ich aber gelesen, dass der Lehm quillt. Die Frage die sich mir stellt ist, wie stark? Also habe ich mit der Variante eine Chance? Ich könnte ja auch mit dem Bohrergestänge einen kleineren Bohrer oder eine kleines Schaufelwerkzeug nach unten bringen und die Ränder bearbeiten. Oder mit dem Rohrreinigerschlauch eines HD Reinigers versuchen etwas Platz zu schaffen?
Gibt es da ein Patentrezept? Für Tipps wäre ich dankbar!

Grüße aus der Lausitz!

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Re: Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Beitrag von Benutzer » Mi 18. Sep 2019, 23:23

Grüße in die Lausitz und willkommen hier.

Nun im Brunnenbau gibt es keine "Patentrezepte".
Jeder Brunnen ist ein Unikat.
Nur bei der Wahl der Brunnenrohre warst du ein wenig sparsam.
Wenn man so einen Boden erwartet, mit Feinsand sollte man auch Feinsandfilter mit in seine Überlegung mit einbeziehen.
Da kann man ohne Arbeitsrohre nichts mehr machen.
Rohre mit Muffe geht gar nicht.
Besorge dir Muffen lose Rohre, mindestens 5" ( TNA Gewinde, Bezugsquellen sind hier im Forum zu finden ) als Arbeitsrohre.
Bringe die auf die entsprechende Tiefe und schau dir das geförderte Material an. Danach werden dann die Filter konfiguriert.
Mit Glück kannst du noch von deinen 4" Rohren später für den Ausbau nutzen.
Achte darauf dass das Anfangsrohr nach innen angeschliffen ist damit es wie eine Schneide wirken kann.

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DerHagen
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Re: Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Beitrag von DerHagen » Mi 18. Sep 2019, 23:49

Ja mit extra Arbeitsrohr wollte ich nicht arbeiten. Bei Brunnenrohr habe ich da die Problematik gesehen dieses wieder loszuwerden - mal ganz abgesehen von den Kosten. Mir stellt sich auch die Frage, ob es dann mit größerem Durchmesser nicht noch schwerer werden würde die dichten Schichten zu durchstoßen. Oder gibt es da einen Effekt, der es vereinfacht?

Ansonsten würde ich jetzt erst einmal versuchen die ganze Rohrtour zu ziehen und das Sumpfrohr anschleifen - das habe ich nicht getan, danke für den Tipp. Dann mache ich noch einen Versuch, vielleicht geht es ja besser.
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Plunschmeister
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Re: Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Beitrag von Plunschmeister » Do 19. Sep 2019, 09:32

Gerade in Lehm/Ton, sollte man Glattwandrohr verwenden. Manfred hat ja schon zutreffend darauf hingewiesen, dass der Boden die Vorgehensweise bestimmt. Teleskopieren wäre eine weitere Möglichkeit, doch dieses erfordert natürliches zusätzliches Arbeitsrohr.

Zum Verklemmen der Kiespumpe unter der Rohrtour:

Der Pumpenkörper sollte oben einen halbrunden Bügel besitzen. Da beim Ziehen der KP zuerst die Kolbenstange gehoben wird, kann sich diese natürlich bereits verklemmen. Abhilfe schafft hier eine kleine durchbohrte Kugel aus Holz / Kunststoff , welche am Seil oberhalb der Kolbenstange sitzt und die Kolbenstange führt.
Kugel und zusätzlich der halbrunde Bügel zentrieren stehts die KP im Brunnenrohr, ein Verklemmen ist praktisch unmöglich.
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bypsa
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Re: Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Beitrag von bypsa » Fr 20. Sep 2019, 10:24

Also das mit dem halbrunden Bügel auf dem Pumpenkörpr verstehe ich - das macht Sinn.
In etwa so?:
Bild
Das mit der Kugel auf dem Seil kann ich nicht so nachvollziehen.
Meistens hat man doch eine Öse am Ende der Kolbenstange wo dann das Seil dran kommt - da bleibt doch nix hängen oder?
Evtl. für den Knoten im Seil - das könnte ich verstehen, damit der nicht an der Rohrkante hängen bleibt.
Evtl. meinst du auch das Verklemmen der Kolbenstange im Pumpenkörper selbst - da würde dann eine Kugel die aber etwas größer sein muss Sinn machen.
Bohrbrunnen in der Garage, Deckenhöhe 2,20m, Grundwasserspiegel 9,20m u GOK, 6" DN150-Rohr, 12,9m im Festgestein, SW 1,0mm
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Plunschmeister
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Re: Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Beitrag von Plunschmeister » Fr 20. Sep 2019, 14:21

Ich arbeite beispielsweise mit Schäkel in der Augenschraube von der KP. Seil im Schäkel verknotet. Murmel also praktisch über dem Knoten.
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Re: Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Beitrag von DerHagen » So 13. Okt 2019, 22:11

Hallo zusammen,

nach den Antworten zu meinem letzten Post habe ich noch einmal mein Rohr gezogen, angespitzt und noch einmal neu an der selben Stelle begonnen. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass ich gar nicht das Problem habe, dass das Rohr nicht rutscht, sondern dass beim Plunschen sehr viel Feinsand durch den Filterbereich ins Rohr gezogen wird. Dann kann es passieren, dass nach ein paar Kiespumpen voll der Sand 80cm höher steht wie vorher. Dann lässt sich natürlich auch das Rohr nicht mehr drehen. Das war mein Irrtum bei meinem ursprünglichen Post. Ich habe versucht, das mit vorsichtigem Plunschen zu umgehen, aber selbst wenn man nur 1-2 Züge macht, kommt immer wieder Feinsand hinzu. Mittlerweile habe ich schon etliche Schubkarren voll gemacht um auf 8m Tiefe zu kommen.
Dahingehend die Frage, ob es da Ideen gibt, wie man den Sandeintrag von der Seite minimieren kann.

Ansonsten bin ich soweit mir doch zu überlegen, ein Arbeitsrohr zuzulegen. Hier wäre nur die Frage, welches passend wäre. Theoretisch würde ja ein DN125 oder ein DN150 Rohr (jeweils TNA) möglich sein. Nun habe ich einen 150-er Erdbohrer und einer 90-er Kiespumpe. Beides würde ich gerne verwenden, was eher für ein 125-er Rohr sprechen würde. Dort wäre die Frage ob man ein 100-er Brunnenrohr (120mm über Muffen) hereinbekommt. Eine Filterschüttung wäre wohl bei beiden Varianten nicht möglich. Im Filterbereich würde ich aber wegen dem Feinsand auf einen Filterstrumpf zurückgreifen. Sandklebefilter würde ich jetzt nicht einsetzen.

Ist eine 90-er Kiespumpe im 150-er Rohr sinnvoll nutzbar oder gibt es da die Gefahr das etwas verklemmt? Und mit wieviel Sand muss man denn überhaupt rechnen, kann man vom Rohrvolumen ausgehen (mal von der hohen Verdichtung abgesehen)?

Viele Grüße
Hagen

Benutzer

Re: Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Beitrag von Benutzer » Mo 14. Okt 2019, 00:24

Nun es hat sich bewährt auf Erfahrungen zurück zu greifen.
Diese zu ignorieren hat in den wenigsten Fällen Erfolg.
Für Leute mit Brunnenerfahrung ist es klar das man bei Abweichungen mit Erfolgseinbusen rechnen muss.
Oft ist es im Nachhinein vergebene Liebesmüh und auch Geld plus Zeitverlust.
Daher ist es für uns hier sehr wichtig so viel wie möglich an Informationen zu haben.
Bilder sind da auch angebracht.

So nun direkt zu dir.
Bei deinen ( vermuteten ) Bodenverhältnissen ist es ohne Arbeitsrohr nicht zu schaffen einen langlebigen Brunnen zu erstellen.
Auf die Klebefilter zu verzichten ist nicht ratsam.
In 5" besser 6" nach unten gehen, 3" Klebefilter Reduzierstück auf 4" nach den Filter.
Du solltest mit 4 bis 5 Meter Filter kalkulieren.
Solltest du dich mit den Vorschlägen anfreunden können helfen wir gerne weiter.

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DerHagen
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Re: Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Beitrag von DerHagen » Mo 14. Okt 2019, 12:55

Hallo Manfred,

vielen Dank für die Tipps. Ich denke, dass ich wenn ich mit einem Arbeitsrohr arbeite, dann auch einen Kiesklebefilter einsetzen würde. Vom Verständnis her: Also die Verrohrung würde so aussehen, dass oben mit dem 4" Rohr gearbeitet werden würde, dann eine Reduzierungsstück folgt und dann der Filterbereich in 3". Die Pumpe würde noch vor der Reduzierung im 4" Bereich hängen. Ist das so korrekt wiedergegeben?
Benötigt man in dieser Konfiguration dann noch ein Sumpfrohr?

Der erste Schritt wäre jetzt aber die Beschaffung des Arbeitsrohres. So wie ich mittlerweile hier gelernt habe, sollte man die Planung der Verrohrung ja erst anhand der Bodenverhältnisse in der Tiefe machen. Durch den vielen Sand, der von der Seite hereinkommt, lässt sich das mit dem aktuellen Stand nur eingeschränkt sagen. Hier war ja noch die Frage offen, ob 5" oder 6". Sinnvoll wäre ja sicherlich eher 6", aber die Frage ist, ob ich da mit meiner 90-er Kiespumpe sinnvoll arbeiten kann. Wenns länger dauert, wäre es kein Problem, wenns gar nicht geht schon :-) Kann man da etwas sagen?

Benutzer

Re: Feinsand/Lehm Brunnenrohr rutscht nicht mehr

Beitrag von Benutzer » Mo 14. Okt 2019, 20:15

DerHagen hat geschrieben:Hallo Manfred,

vielen Dank für die Tipps. Ich denke, dass ich wenn ich mit einem Arbeitsrohr arbeite, dann auch einen Kiesklebefilter einsetzen würde. Vom Verständnis her: Also die Verrohrung würde so aussehen, dass oben mit dem 4" Rohr gearbeitet werden würde, dann eine Reduzierungsstück folgt und dann der Filterbereich in 3". Die Pumpe würde noch vor der Reduzierung im 4" Bereich hängen. Ist das so korrekt wiedergegeben?
Benötigt man in dieser Konfiguration dann noch ein Sumpfrohr?

Der erste Schritt wäre jetzt aber die Beschaffung des Arbeitsrohres. So wie ich mittlerweile hier gelernt habe, sollte man die Planung der Verrohrung ja erst anhand der Bodenverhältnisse in der Tiefe machen. Durch den vielen Sand, der von der Seite hereinkommt, lässt sich das mit dem aktuellen Stand nur eingeschränkt sagen. Hier war ja noch die Frage offen, ob 5" oder 6". Sinnvoll wäre ja sicherlich eher 6", aber die Frage ist, ob ich da mit meiner 90-er Kiespumpe sinnvoll arbeiten kann. Wenns länger dauert, wäre es kein Problem, wenns gar nicht geht schon :-) Kann man da etwas sagen?

Nun mit der Rohrtour hast du das richtig verstanden wenn man von GOK aus nach unten schaut.
Auch ist richtig das die Rohrtour geplant wird nach dem Das Arbeitsrohr im Boden ist.
Der eigentliche Sinn des Sumpfrohres ist ja den "Sumpf" aufzunehmen. Also Sand und andere Ablagerungen die sich am Boden sammeln.
Daher schaut der gewissenhafte Brunnenbesitzer alle paar Jahre was in seinem Brunnen los ist und entfernt dann den Sumpf.
Die 90er Kiespumpe geht in 5 und 6 Zoll. Es dauert halt länger, schont aber die Arme. Wenn wie (wahrscheinlich) bei dir nur Feinsand zu erwarten ist, dann reicht sie aus. Eine dickere macht nur Sinn wenn größere Steine zu erwarten sind, welche dann mit der Kiespumpe auch gefördert werden können ( Klappenöffnung größer als Steine ).
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