Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Grundwasseranfang in jeder Tiefe möglich

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Toenne
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Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Beitrag von Toenne » So 3. Mai 2020, 23:05

Mal eine wahrscheinlich blöde Frage:Bei unklaren Bodenverhältnissen weiss man ja i.A. nicht vorher wie tief man wirklich kommt und wie ergiebig das Ganze dann wird. Spricht etwas dagegen - ausser ein paar EUR mehr fürs Rohr - im Zweifelsfall eher mehr Filterrohr zu versenken? Wenn es dann nicht mehr tiefer geht als geplant hängt die Pumpe u.U. nicht ausreichend weit oberhalb der Filterstrecke sondern bereits im oberen Teil der Filterstrecke. Die Pumpe wird also den Filter möglicherweise in diesem Bereich überlasten so dass er früher oder später verstopft. Und somit ja letztlich zu Vollrohr wird, so als ob man gleich weniger Filterrohr verwendet hätte? Der Bereich unterhalb der Pumpe sollte ja nicht davon betroffen sein - halt so als ob die Pumpe darüber von vorne herein in einem Vollrohr hinge - so dass man sich keinen letztlich Nachteil einhandelt, oder liege ich da falsch?
Danke!

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Re: Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Beitrag von Benutzer » So 3. Mai 2020, 23:41

Nun das mit den "Bastelbrunnen" von uns Heimwerkern hat halt auch seine Nachteile.
Keiner kennt den Boden unter seinen Füßen. Wie es hier ist, muss es 2 Meter weiter nicht mehr sein.
Die Variante Brunnenrohr direkt abteufen birgt auch ihre Risiken.
Daher mit Arbeitsrohr seinen Brunnen erstellen kommt dem Arbeiten der Profis schon sehr nahe.
Bei dieser Arbeitsweise kann man die Bodenschichten genau dokumentieren und später seine Rohrtour danach planen.
Wo und wie viele Filter zum Einsatz kommen.
Notlösungen gibt es einige.
Man kann auch eine speziell unten ansaugende Pumpe ins Sumpfrohr hängen.
Ist nicht ideal, birgt auch Risiken.
Pumpe in der Filterstrecke im Filterrohr ist wohl die schlechteste Variante.
Das Filterrohr setzt sich zu. Die Pumpe verursacht in dem Bereich Turbulenzen im Grundwasser und bewirkt eine Feststoffwanderung hin zum Brunnenfilter.
Das Baut sich Keilförmig auf. Feines Material direkt am Filter, kleineres Material als die Filterschlitze groß sind, landet im Brunnen. Das Große baut sich Keilförmig um die betroffene Filterstrecke auf und vergrößert sich. So sind am Anfang 50 cm betroffen und ein Jahr später 2 bis 3 Meter, ohne wirklichen Stillstand.
Jeder meint seine Gründe zu haben wie er etwas aufbaut. Nur sollten sich diese Gründe auch mit der Materie decken.

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Toenne
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Re: Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Beitrag von Toenne » So 3. Mai 2020, 23:55

Danke :-)
Allerdings:
So sind am Anfang 50 cm betroffen und ein Jahr später 2 bis 3 Meter, ohne wirklichen Stillstand.
Da habe ich ein Verständnisproblem. Was unterscheidet den Übergang Vollrohr zu Filterrohr vom Übergang verstopftes Filterrohr zu Filterrohr? Wieso setzt sich diese Verstopfung immer weiter fort derweil das mit der Pumpe im Vollrohr über der Filterstrecke nicht der Fall ist?
Bitte nicht falsch verstehen, ich ziehe keines deiner Worte in Zweifel. Ich möchte es einfach nur verstehen, dümmer werden kann man dadurch ja nicht ;-).

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Re: Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Beitrag von Benutzer » Mo 4. Mai 2020, 00:10

Beim Bohrbrunnen erreicht man mit mehr Filterstrecke eine ruhige Grundwasserumgebung.
Weill das Wasser durch die Filter in den Brunnen läuft und nicht gesaugt wird und das auf die volle Strecke.
Hat was mit Luftdruck und Gewicht vom Wasser zu tun.
Arbeitet die Pumpe in der Filterstrecke, dann hast du das Ansaugen vom Wasser und die Materialbewegung durch die von der Pumpe verursachten Turbulenzen.
Also Pumpe im Vollrohr im Boden ist es entspannt, Pumpe im Filter es herrscht Chaos.

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Re: Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Beitrag von Toenne » Mo 4. Mai 2020, 09:48

Das Prinzip ist mir schon klar, ansonsten hätte ich ja auch gar nicht gefragt ;).
Nur verstehe ich halt noch immer nicht was ein verstopftes Filterrohr von einem Vollrohr unterscheidet in Hinblick auf die nachgeschaltete Filterstrecke, oder reden wir nur aneinander vorbei?

Also nochmal als Beispiel: Angenommen der Grundwasserspiegel läge bei 5m unter GOK und man will eigentlich 3m Filterstrecke plus 0.5m Sumpfrohr verwenden. Die Pumpe sollte 1m unterhalb des Wasserspiegels und 1m oberhalb des ersten Filterrohres hängen. Pumpe also auf 5m + 1m = 6m unter GOK. Das Filterrohr würde 1m tiefer beginnen, also auf 7m unter GOK. Plus 3.5m Filter und Sumpfrohr ergäbe 10.5m Bohrtiefe.
Die Pumpe hinge also im Vollrohr so dass sich Sogwirkung und Strömungsgeschwindigkeit im Vollrohr entspannen und beruhigen könnte so dass die nachfolgenden 3m Filterstrecke nicht überlastet werden.
Bis hierhin richtig, denke ich? Wobei natürlich die Pumpenposition 1m unter Grundwasserspiegel diskussionswürdig sind, aber es geht mir hier nur ums Prinzip so dass wir einfach mal von ausreichend Nachfluss ausgehen um den Wasserspiegel konstant zu halten.

Nun will es aber das Schicksal so dass man nicht 10.5m tief herunter kommt sondern nur 9.5m, die 3m Filterstrecke würden also nicht bei 7m unter GOK beginnen sondern bereits bei 6m unter GOK. Der Grundwasserspiegel liegt aber weiterhin bei 5m unter GOK, will man also 1m Wasser über der Pumpe so hinge sie weiterhin bei 6m unter GOK und somit am bzw. innerhalb des ersten Filterrohrs.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird der Filter in diesem Bereich also überlastet und verstopfen. Sobald er hier aber verstopft würde er dann doch wie ein Vollrohr wirken? Also so als ob man nicht 3m Filterstrecke mit Anfang auf auf 6m GOK versenkt hätte sondern nur 2m Filterstrecke mit Anfang auf 7m unter GOK? Was ja dann wieder ein korrekter Aufbau wäre. Sogwirkung und Strömungsgeschwindigkeit könnten sich nun in diesem ersten Meter 'Pseudo-Vollrohr' entspannen und beruhigen so dass die letzten 2m genauso funktionieren als ob statt des verstopften Filters ein Vollrohr darüber sässe.
Man könnte also nur 2m Filterstrecke nutzen, das wäre aber so oder so der Fall da man ja halt nicht tiefer als die 9.5m käme. Kein Nachteil also, ist dann halt so. Man hätte lediglich ein paar EUR mehr für den Meter Filterrohr statt Vollrohr ausgegeben was ja ein überschaubare Mehrkosten sind. Zumal man das Rohr ja ohnehin schon da hat wenn man ursprünglich mit 3m Filterstrecke kalkuliert hat und selbiges ja nunmal gleich zu Beginn des Pluntschens versenkt werden muss.

Lese ich aber nun deine erste Antwort dann gäbe es zwei Szenarien:
- Ich nehme gleich nur 2m Filterrohr mit Anfang auf 7m unter GOK und hänge die Pumpe auf 6m unter GOK einen Meter darüber. Alles fein, funktioniert.
- Ich nehme 3m Filterrohr mit Anfang auf 6m GOK, Pumpenposition wie vor. Der Filter wird nicht nur auf dem ersten Meter verstopfen sondern nach und nach auf voller Länge.
Und das verstehe ich nicht, wieso sollte sich die Verstopfung in diesem Szenario immer weiter nach unten fortsetzen derweil sie im ersten Szenario kein Thema ist?

Danke nochmal! :-)

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Re: Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Beitrag von Benutzer » Mo 4. Mai 2020, 19:19

Sorry, kann dir es nicht anders erklären.
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Re: Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Beitrag von Gastarbeiter » Mo 4. Mai 2020, 19:48

Wenn dein Grundwasser-Leiter vielleicht nur 1m stark sein sollte und sich durch die Feinanteile in der Umgebung zugesetzt hat. Kann ich mir vorstellen, das in der restlichen Filterstrecke auch nicht mehr genug Wasser an kommt. Du darfst nicht von dem Idealfall ausgehen, dass jeder eine 3m dicke Kiesschicht hat und die dann vielleicht noch ein guter Grundwasserleiter ist.

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Re: Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Beitrag von Ollie1976 » Mo 4. Mai 2020, 20:44

Wenn man einen Brunnen nicht vernünftig bohrt, und ungeschickte Rohre verwendet, dann ist es ziemlich leichtsinnig eine teure Brunnenpumpe darein zu lassen.
Noch wichtiger ist es, sich erst gut einzulesen wie der Boden augebaut ist. Das heisst; direkte Nachbarn fragen ob sie einen Brunnen haben, wie tief das GW liegt und wie tief der gesammte Brunnen bei ihnen ist.

Ich habe heute einen Auftrag um einen Brunnen zu bohren geweigert. Obwohl der Ort gerade mal 5 km weiter liegt und es bei mir fast perfekt ist, werde ich 5 km weiter also nicht bohren. Ich habe mit Kollegen schon schlechte Erfahrungen gehabt in diesem Dorf. Selbst mit professionellen Spühlbohrmaschinen sind sie nicht weiter gekommen als 13 Meter. Es gibt leider immer Stellen wo man wegbleiben sollte als Brunnenbohrer.

Die Länge der Filterstrecke ist wichtig wenn man sehr viel Volumen braucht. In einem Brunnen von 20 M Tiefe ist 5 M Filterstrecke hier bei uns normal. Bei untiefen Brunnen bis 10 Meter reichen 2,5 Meter auch, aber nur wenn diese 2,5 Meter auch tatsächlich in einem guten Wasserleiter stecken, wie Kies oder grobem Sand.

Wenn ich einen Brunnen bohre für eine Brunnenpumpe, dann verwende ich meistens 2 M Vollrohr unterhalb der Filterstrecke. Die Pumpe wird dann bis auf dem Boden abgesenkt. Eine Brunnenpumpe sollte man nicht hängen lassen. Sie soll auf dem Bodendeckel stehen. Von unten kann dann niemals Feinsand eindringen. Wenn die Ansaugestelle an der Pumpe unten sitzt, dann gibt das niemals Probleme. Wenn die Ansaugestelle halbwegs der Pumpe sitzt, dann kann sie immer noch den Feinsand von unten mit hochziehen. Die Pumpe bekommt bei einer Hangkonstruktion zu viele unkontrollierte Bewegungen, in niederländisch heist das "torderen". Den deutschen Fachbegriff kenne ich nicht.
Wenn die Pumpe in betrieb ist wird sie am Anfabg mit sehr viel Kraft nach unten gedrückt.
Und wenn eine Pumpe leidet unter zu viel Feinsandkörnchen, dann ist halt der Brunnen schlecht hergestellt.

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Re: Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Beitrag von Toenne » Mo 4. Mai 2020, 22:14

Das heisst; direkte Nachbarn fragen ob sie einen Brunnen haben, wie tief das GW liegt und wie tief der gesammte Brunnen bei ihnen ist.
Und so gibt es Regionen in Deutschland ohne einen einzigen Brunnen weit und breit, einfach weil niemand den Anfang wagt und bohrt ;).
Ist ja alles gut und richtig, geht aber auch an meiner technischen Frage vorbei.
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Plunschmeister
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Re: Gibt es 'zuviel' Filterrohr?

Beitrag von Plunschmeister » Mo 4. Mai 2020, 23:31

Theoretisch könnte das Opfern von Filterstrecke funktionieren, wenn zufällig die SW stimmt. Man könnte ja auch über den Ringraum, wenn möglich abdichten.

Wenn der GW-Leiter jedoch nicht vollständig durchteuft wurde, sprechen wir von einem 'Unvollkommenen Brunnen'. Diese werden strömungstechnich von oben und unten angeströmt. Dieses hat zur Folge, das bei einer gekürzten Filterstrecke durch 'Opferung', die noch Verbleibende - durch das Einströmen von Sandanteilen verstopen kann.
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft" Jules Verne (1870)
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Gruß PM
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